Sabine
Gründerin von NILAM (CH) und Generaldirektorin bei SAPPHIRE Trust (IN)
Aufgewachsen mit starken moralischen Wertvorstellungen in den Walliser Bergen nahe des grossväterlichen Bauernhofbetriebes, entwickelte Sabine schon früh eine Liebe zu ländlichen Lebensräumen und zum Bauerntum. Als Train Korporal setzte sie sich für den Erhalt der Freiberger Pferde in der Schweizer Armee ein. Nach einer Ausbildung in alternativer Medizin in Süddeutschland nahm sie, inspiriert von indigenen Kulturen, altindischen Schriften und deren Anweisungen für eine ganzheitliche Lebensführung, in Zürich ihr Studium der Indologie, Ethnologie und Religionswissenschaften auf.
Von der ersten Indienreise kam sie mit gemischten Gefühlen zurück – zu extrem die Gegensätze von arm und reich, Hightech und Tradition, Weisheit und Rückständigkeit. Der Schock über die sichtbaren und kaum überwindbaren Auswirkungen von Globalisierung, Klimawandel, Korruption, und Ausbeutung durch multinationale Unternehmen war gross. Andererseits wuchs in Sabine die Überzeugung von der Einzigartigkeit der kulturellen Werte und vom Reichtum der traditionellen Wissenssysteme, die den Einheimischen innewohnen. Potentiale, die oftmals nur einen kleinen Anstoß brauchen, um sich entfalten zu können.
Bei intensiven Feldforschungsaufenthalten in Indien wurde Sabine ihrer Verantwortung gegenüber weniger privilegierten Menschen und deren Lebensräume noch mehr bewusst. Zusammen mit den indologischen Kenntnissen und den eigenen Erfahrungen vor Ort ermöglichte ihr die ethnologische sowie religionswissenschaftliche Auseinandersetzung ein tieferes Verständnis für die Fundamente einer erfolgreichen Völkerverständigung und nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit.
Das Bedürfnis, den reichen Erfahrungs- und Wissensschatz praktisch anzuwenden, mündete in der Planung eigener Hilfsprojekte, die in Kooperation mit den Einheimischen entstanden. Dank kleiner, oftmals spontaner Spenden von Freunden und Familie konnten die ersten Vorhaben realisiert werden: die Übernahme der Schulgebühren für Kinder von Landlosen, der Kauf von Kühen zur Stärkung von Bauernfamilien, sowie die Fianzierung von Näh- und Stickereikursen für junge, verarmte Witwen.
Um auch die Schweiz am indischen, und speziell tamilischen, Kulturgut teilhaben zu lassen, und um andererseits den Migranten eine einfachere Integration zu ermöglichen, gründete Sabine den Kultur- und Förderverein NILAM mit Sitz in der Schweiz. NILAM soll die Schweizer Bevölkerung auf die Probleme des armen Südens und die Nöte der vom Bürgerkrieg in Sri Lanka betroffenen Menschen aufmerksam machen.
Um konkret vor Ort zu helfen, arbeitet der Verein mit der indischen Partnerorganisation SAPPHIRE Trust zusammen, die er durch Fundraising, Begleitung und Evaluierung der Projekte tatkräftig unterstützen will. SAPPHIRE Trust ist im medizinischen, landwirtschaftlichen und kulturellen Bereich weit und stark vernetzt.
Ihre Anliegen für die notleidende Zivilbevölkerung in Sri Lanka durfte Sabine 2015 zusammen mit dem Gründer des SAPPHIRE Trusts im Rahmen einer Einladung durch den Staatsminister für Rehabilitation und religiöse Angelegenheiten, Herrn Swaminathan, kundgeben. Künftige Projekte zugunsten tamilischer Kriegsgeschädigter werden mithilfe der Unterstützung des Ministers, zu dem bis heute eine sehr freundschaftliche Beziehung gepflegt wird, initiiert und implementiert.
Heute widmet sich Sabine vollzeitlich dem Engagement für bedürftige Menschen, v.a. in Indien, wo sie seit ihrem Studienabschluss lebt. Anfangs investierte sie die eigenen Ersparnisse, um sich dort in verschiedenen Fachbereichen weiterzubilden und die einheimische Sprache zu erlernen. Diese Grundlage hilft ihr nun, die lokalen Bedürfnisse besser zu verstehen, und davon den unmittelbaren Handlungsbedarf abzuleiten.
Folgende Entwicklungsschwerpunkte liegen Sabine dabei besonders am Herzen:
Ernährung und Gesundheit => nachhaltige Landwirtschaftsmethoden; Vorteile einheimischer Pflanzen vs. genetisch modifizierter Organismen; traditionelle Rezepte; indigene, erschwingliche Medizinsysteme und holistische Traumatherapie
Textilindustrie => biologischer Baumwollanbau; Handspinnen und Handweben; natürliches Färben mit Pflanzen; traditionelle Stickerei
Umwelt und Tierzucht => die Erhaltung des Thamirabarani Flusses für die einheimische Bevölkerung, der durch amerikanische Getränkehersteller zunehmends ausgezehrt wird, und nebst der Verfügbarkeit des Trinkwassers auch die bereits in der Krise steckende Landwirtschaft bedroht; Engagement für die Erhaltung an das Klima angepasster, einheimischer Kuhrassen.
Das Pensum auf dem Feld ist enorm, dennoch ist es Sabine wichtig, als eine Brücke zwischen den Ländern zu fungieren, und sie betont stets die gegenseitige Bereicherung von unterschiedlichen Kulturen.
Aus diesem Leitgedanken heraus, und nach vielen Begegnungen mit leidgepfüften aber determinierten Menschen in Südindien und in Sri Lanka, entstand die Idee zur Umsetzung von sozialem Entrepreneurship. Biologisch angebaute, fair gehandelte Lebensmittel sowie handgefertigte Accessoires sollen in der Schweiz vermarktet und vertrieben werden, um tamilischen Bauern sowie benachteiligten tamilischen Frauen im Herkunftsland eine neue und nachhaltige Lebensperspektive zu eröffnen.
Zum Einen will Sabine mit diesem Schritt auf das grosse Elend der indischen Landwirtschaft aufmerksam machen, und gleichzeitig eine innovative Lösung bieten. So wird angestrebt, die einheimischen Bauern von SAPPHIRE Trust in nachhaltigen Anbaumethoden auszubilden, während ihre biologisch zertifizierte Ernte später höhere Margen erzielt und ohne Zwischenhandel zum Konsumenten in der Schweiz gelangt. Das weiterreichende Engagement zum Wohlergehen der Bauern und ihrer Familien (wie z. B. Schulbildung und sanitäre Installationen) soll über Profite aus dem Verkauf sowie über Spenden finanziert werden.
Ein Blick auf den sich im Aufbau befindenden zukünftigen Shop (inkl. Rezeptblog und Lifestyleblog) kann hier geworfen werden => www.thamarai.shop
Ein anderes Anliegen, das Sabine als soziale Entrepreneurin verfolgt, ist das Wiederbeleben des indischen Kunsthandwerks und der traditionellen Handstickerei. Beide Künste, die in der Zeit der regionalen Königreiche ihre Blütezeit erfuhren, sind seit einigen Jahren bedroht, in Vergessenheit zu geraten. Das parallel dazu im Westen wachsende Interesse an fremden Kulturgütern will Sabine nutzen, um für Künstler, Handwerker und sozio-ökonomisch schwache Mädchen und Frauen eine Plattform zu etablieren, die deren Talente offenbart und die entstandenen Kreationen mit einem grösseren Publikum teilt. Das traditionelle Wissen wird auf diese Weise am Leben erhalten, während die involvierten Menschen einer sinnerfüllten Aufgabe nachgehen dürfen. Zurzeit absolvieren ein paar junge Frauen eine Ausbildung im Schneidern und in der Stickerei. Neue Produkte werden u. a. gemeinsam mit deutschen Designerinnen entwickelt.
Mehr zur Initiative => www.sitacrafts.org
Dank des jahrelangen Aufenthalts in Indien konnte Sabine wertvolle Kontakte zu gleichgesinnten Menschen knüpfen. Gemeinsam mit dem Team von SAPPHIRE Trust ruft sie neue Projekte ins Leben, hilft beim Fundraising und bei der Durchführung vor Ort. Dabei wird grossen Wert darauf gelegt, die Gemeinschaften schon bei der Projektentwicklung entscheidend miteinzubeziehen. Die Zielgruppen sollen nach Projektende fähig sein, die Aktivitäten aus eigener Kraft weiterzuführen, bzw. die aufgebauten Strukturen im Sinne eines Modells zu multiplizieren.
Als Generaldirektorin von SAPPHIRE Trust und Mitgründerin von NILAM versucht Sabine, den in der schnelllebigen Welt oftmals vergessenen Menschen und ihren Notlagen Gehör zu verschaffen und nachhaltige Veränderungen anzustossen.
Mehr zur indischen Organisation =>
www.sapphire-international.org